
Ach, die Verlockung ist so groß,
ein richtig toller Mensch zu sein.
Die Sorge um den Welterfolg
impft man schon kleinen Kindern ein.
Sie sollen alles, alles haben.
Auf gar nichts sollen sie verzichten.
Bildung, Gesundheit, Elternliebe,
solch edle Gaben werden´s richten.
Geht rund herum die Welt kaputt:
Es bleibt das Kind ein Konzentrat,
das an vermessenen Elternwünschen
zumeist nicht leicht zu tragen hat.
Rein alles wird ihm vorgeschrieben.
Es wächst nicht hoch auf freiem Feld,
wie mit Stacheldraht ist´s Kinderherz
von falschem Weltensinn umstellt.
Oft soll ein Kind zustande bringen,
was seinen Eltern nie gelang.
Es soll ein Kind was Großes werden
mit sanftem Druck und stetem Zwang.
Der Eltern Stolz hat aus dem Kind
ein Ding gemacht, das sich nicht wehrt,
wie ein gepflegter Mechanismus
nur den Mechanikern gehört.

So pfropft man grad in bessren Kreisen
den Hochmutsspross auf´s junge Holz.
Aus Tradition wird Standesdünkel,
aus falscher Ehre falscher Stolz.
Meint nicht, das mit der Neuzeit sich
der Standesdünkel überhole:
Die Ritter waren Waisenknaben
gegen die heutigen Idole.
Manch Kind wird sich zu wehren wissen.
Es dröhnt sich zu und rastet aus.
Der bärbeißigste Satansbraten
wohnt oft in feiner Eltern Haus.
Böses lässt sich geschickt ummanteln
mit Bürgersinn und Ehrbarkeit:
Stets ist der Weltsinn angenehm.
Die Dummheit trägt ein hübsches Kleid.
