Die Schlange in uns

Die Schlange hatte mich gebissen.
so wie sie jeden beißt,
der aus der Eltern Schutz und Schirm
ins Unbekannte reist.

In eine Freiheit, die viel Freude
und Seligkeit verspricht,
doch diese Freiheit war vergiftet,
aber das wusst´ ich nicht.

Denn tief hinunter musst´  ich gehen,
tief in der Schöpfung Erstentstehen.
Zur Ursubstanz in allen Erden,
zum Fressen und Gefressen-werden.

So hab ich alles integriert,
was mich in mein Verderben führt.
So musste ich zugrunde gehen,
um neu aus mir einst zu entstehen.

Glaub keiner, dass man einen Körper
mal so zusammenklebt.
Mein Leib ist meiner Seele Haus,
ist alles selbst erlebt.

Und weil der alten Schlange Gift
noch immer in mir wirkt
obwohl sie sich, ganz raffiniert,
recht gut in mir verbirgt,
so kann ich sie, so will ich sie
auch in mir selbst erlegen.
Ich werd´ den ganzen Schlangenrotz
mir aus dem Leibe fegen.

Ich kenne sie, ich sehe sie,
hab sie im Netz gefunden,
die Bestie, die mich tausendmal
zu Tode hat geschunden.

Ich sehe ihre spitzen Zähne
und kenne ihre Krallen.
Oh ja, die Glieder sind der Schlange
erst später abgefallen.
Auch sehe ich ihr breites Maul
und ihre Augenschlitze
und die beschuppte Schlangenhaut,
die ihr zur Täuschung nütze.

So mancher meinte wohl, er habe
die Schlange überwunden,
weil eine alte Schlangenhaut
er unterm Busch gefunden.

Oh nein, oh nein, der Schlange Macht
ward bisher nie gebrochen.
Stets ist sie nur in anderer Form
aus sich herausgekrochen.

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