
Gedankenkontrolle
Es wirbelt mir in meinem Kopf
das Wissen dieser Welt.
Drum hab ich mir im Griffbereich
einen Müllsack hingestellt.
Da werf´ ich sofort alles rein
was ich nicht will und mag
und halt nur ein Gedanklein fest,
damit es bringt Ertrag.
Denn will ein Bauer recht bequem
die Ernte optimieren
und säht die Körner dicht an dicht,
dann wird nur eins passieren:
dann ist er seinen Samen los
und ach, die Mäuse schmatzen bloß.
Wenn ein Gedanke reifen soll,
braucht Hege er und Pflege,
er brauchet alle Elemente,
woraus er Kräfte ziehen könnte,
die er in sich verbindet,
damit am Ende des Prozesses
er reichlich Früchte findet.
Mit ganz realen Fakten, Formeln,
wollt´ ich mich nie befassen,
viel lieber wollt ich wie im Winde
die Seele treiben lassen.
Naiv betrachtend, dass nur Gutes
durch meine Seele zieht,
begann mein Gutes ich zu hegen
mit kindlichem Gemüt.
Doch über Nacht, oh Weh und Ach! –
seh´ ich da sieben Feinde stehen,
mir nicht mehr von der Pelle gehen,
und zwar in Reih und Glied.

Meine Totengräber
Eine Phalanx an Totengräbern
stand da in fester Reihe,
damit sie mein Gedankenpflänzchen
auf spezielle Art ´betreue´.
Ich war auf meine Denkfabrik
doch immer stolz gewesen,
mit gutem Willen, Weisheit, Kraft
könnt´ jeden Fall ich lösen.
Ein bisschen Ernst und Mut dazu,
auch mit Geduld und Spucke
bemeistere ich mein Lebensziel
und fange jede Mucke.
Nun standen diese Typen da,
ich konnte mich nicht wehren,
um jeden guten Willen mir
ins Gegenteil zu kehren.
Man schafft etwas, indem man sich
von jeder Nachsicht trennt
und alle Ziele sich erfüllt
mit hundertzehn Prozent.
Also nach unten, bitteschön
Ist keine Luft zu lassen.
Ich will mein Lebensziel geschickt
und routiniert erfassen.
So legte ich mich schwer ins Zeug
um alles abzuhaken,
was ich im Leben schaffen wollte,
ganz ohne drum zu klagen.
Ja, gute Nerven braucht´ ich schon
in meinem Welttheater,
und ich beschäftigte deshalb
so etliche Berater:
Die halfen mir stabil und fest
mein Ego durchzudrücken
um mich mit Ansehen und Erfolg
und Wohlstand auszuschmücken.

So wie mir sieben kleine Zwerge
manch edle Steine schürften,
aus meinem Inneren heraus,
die nur des Lichts bedürften.
Sie hießen Willen, Weisheit, Ernst,
Geduld, Erbarmen, Liebe,
auf das mein Leben immerzu
in guter Ordnung bliebe.
Doch drehte oft mein Wille sich
ganz in sein Gegenstück.
und trotz des guten Willens blieb
Enttäuschung nur zurück.
Da kamen Schemen in mir hoch,
die hätt´ ich lieber draußen.
Schön buntgemalt, doch ekelhaft,
sah ich sie an mit Grausen.

Dies wahrzunehmen, musste wohl
das Werk der Totengrüber sein,
sie stellten meinem Willen Fallen
und legten mich herein.
Jedoch wie ich mich auch bemühte,
vollkommen stets zu werden,
schon stampften meine Totengräber
mich nieder in die Erden.
Ich wollt es mit dem Gut-sein-wollen
gar mächtig übertreiben,
musst nun bedröppelt und beschämt
auf meinem Teppich bleiben.
Ich fragte meine Totengräber,
was denn ihr Stänkern solle?
Sagt glatt mir einer ins Gesicht:
„Wir sind deine Kontrolle.
Wir stutzen alles, was dich über
das Erdenreich erhebt
und haben alle Schnapsideen
dir schnell auf Eis gelegt.

„Ach so, dann ist mein gutes Wesen
hier scheinbar nicht erwünscht?“
„Du hast nur deinen Größenwahn
mIt Ehrgeiz angetüncht.“
„Ich jag euch raus, ihr Teufelsbrut,

ich will euch hier nicht haben,
ihr ekelhaften Störer sollt
euch endlich selbst begraben.“
„Das kann nicht gehen“, meinten sie,
„bedenke was du sprichst.
Wir sind die Wurzeln deines Willens.
Du kannst uns töten nicht.
Wir sind die Kräfte, die dein Leben
In seinem Grunde binden.
Sonst pfeifst du ab wie´n Luftballon,
niemand kann dich noch finden.
Luftschlösser bauen ist nicht schwer.
Doch du kamst hier als Sklave her,
um Willen zu verdichten.
Wir sind dein Fundament, auf dem
du Schönes kannst errichten.
Wir sind die starken Spiegelbilder
all deiner guten Geister
bringst du uns all´ in Harmonie,
dann bist du unser Meister.“
„Ich hab doch nur den Herzenswunsch,
ein guter Mensch zu sein,
damit lässt mich der liebe Gott
ins Paradies hinein.“
„Du willst also aus Eigennutz
ein gutes Dasein führen?
Dann wirst du, eh du dich versiehst
unseren Ärger spüren.
Wir werden wütend, nicht zu knapp
und du kriegst richtig Saures ab!
Wir können alle guten Dinge
Ins Gegenteil dir kehren.
Wir sind die Wurzeln deines Willens
und du kannst dich nicht wehren.
Wer uns nicht ehrt und füttert stets
mit menschlichem Verhalten,
wie könnt´ der jemals mit Kontrasten
sein´s Lebens Bild gestalten?
Ein fader grauer Einheitsbrei
wird solcher Menschen ´Güte´,
aus ihnen schwindet aller Kraft
und gar nichts kommt zur Blüte.“

Na dann, willkommen!
Ja, jetzt verstand ich meine Kräfte,
die dunklen wie die hellen.
Kein Mensch kann sich sein Leben lang
auf sichere Seite stellen.
Wie kann ein guter Mensch ich sein,
nach außen hilfreich, gut und fein,
wenn meine eigene Dunkelheit
ich verleugnend ignoriere?
Und damit mein Bindung
an die Wurzeln selbst verliere?
So kann ein guter Mensch ich sein:
Ein Leben ohne Schmeicheleien,
wahrhaftig, weise, klar und rein,
mit vielen kleinen Spitzen,
die beiden Polen nützen.
Du hebst nicht ab und bleibst bescheiden,
denn Aufschneider kann keiner leiden.
So wie ein Tänzer auf ´nem Seil
mit seiner langen Stange.
Er kennt der beiden Pole Kraft,
die sicher ihn hinüber schafft,
und so wird ihm nicht bange.
Er weiß sehr wohl,
dass nicht nur Füße
ihn auf dem Seile tragen,
sein Wille und der Hände Kraft
bis an die Pole ragen.
Sein Wille hält ihn in der Höh
auf schwankend dünnem Draht,
womit den Abgrund unter ihm
er bald gemeistert hat.
